Meta - Wuhan

Spotlights und/oder Laternen

Freitag, 8. Mai 2009

world of the ant-queen

Wow,

es war und ist durchaus bemerkenswert:
Ich saß heute im Büro eines Schuldirektors und wir warfen uns, so gut wir das vermochten, gegenseitig Zuckerstückchen zu.
"Ihre Schule ist großartig."
"Sie könnten eine wichtige Lehrperson für unsere Schule werden."
"Ich bedauere sehr, damals aus dem Lehrbetrieb ausgeschieden zu sein."
"Ich und die Schule haben vollstes Verständnis für diese Entscheidung aus der damaligen Situation heraus."

So ging das. In mehreren Etappen und wechselnden Themen. Für sich genommen wäre das aber nichts Besonderes. Natürlich ist man nett zueinander, wenn einer den anderen ficken will. Ein Unternehmen hat bestimmte Anforderungen an seine Mitarbeiter. Ein Mitarbeiter hat bestimmte Anforderungen an sein Unternehmen. Sind sie nett zueinander, dann erkennen sie vielleicht, wie vertrauenswürdig und möglicherweise gar vielversprechend der andere ist.
Konkret ging es um eine Festanstellung. Mit Visum und Wohnung für mich. Mit Arbeit von mir für die Firma in einer neuen Zweigstelle der Schule. In einem eher weniger entwickelten Stadtteil der Stadt. Ich fragte also vorsichtig nach dem zu erwartendem Gehalt und dem damit verbundenen Arbeits-, d.h. Zeitaufwand. Die Antwort machte mich nachdenklich und ich äußerte vorsichtige Bedenken. Mein Chef in spe wies mich dezent darauf hin, dass mein Weggang im vergangenen Jahr durchaus auch eine Enttäuschung für die Schule dargestellt hatte und dass es den IDEALEN Job nicht geben kann und ich hielt dieser Ansicht in eher verteidigender Absicht entgegen, es sei wohl schwerlich eine Sünde, nach dem Besten wenigstens zu suchen.
Und dann geschah das Interessante:

Mein Chef in spe stellte mir eine rhetorische Frage.
Wenn mir jemand eine rhetorische Frage stellt, dann lache ich normalerweise. In diesem Fall lachte ich nicht, denn die Frage lautete: "Wenn Sie erhoffen, dass Ihre Frau gleichzeitig schön, intelligent und reich ist, wie können Sie eine solche Frau für sich einnehmen." Die Frage war so gestellt, dass die Antwort nur ein "Gar nicht." lauten durfte. Oder ein Lachen. Als ich diese Frage hörte, antwortete ich nicht und ich lachte nicht, sondern schaute meinen Chef in spe zuerst einmal verwundert an. Das erschien mir die höflichste Reaktion zu sein. Wer mich kennt, der weiss, wie kurz ich davor war, ihm angesichts dieser impliziten Beleidigung nicht nur meiner Person, sondern auch der Person meiner Zukünftigen sein schönes Büro zu zerschlagen. Getreulich wiederholte er angesichts meines offenkundigen Unverständnisses seine unmögliche Frage und wartete erneut auf die vorgegebene Antwort. Nun konnte ich mich nicht mehr dumm stellen und musste etwas tun. Aus einer gewissen Verlegenheit heraus, denn der arme Mann wusste ja gar nicht, was er da gerade gesagt hatte, legte ich einen Finger an die Wange, schaute ihn an und dann grinste ich ihm durchaus unverschämt entgegen: "Vielleicht..." begann ich, und dieser Moment war der einzige des gesamten Gesprächs, den ich wirklich genoss, "...weil ich selbst so schön... und intelligent und..." hier brach ich ab, denn ich hatte nicht vor, seine Dummheiten vollständig zu wiederholen. Noch bevor ich abbrach, war das Gespräch für ihn beendet. Er stand auf und sagte: "Wenn Sie so denken, dann gibt es wahrscheinlich keinen Platz für Sie an unserer Schule und wir können erst dann weitersprechen, wenn sie ein wenig reifer geworden sind."


Das wiederum haute nun mich um. Mir war von Anfang an klar, dass ich es mit einem Profi zu tun hatte, dessen Zuckerstücke kein vor Hunger verreckendes Schwein anrühren würde. Dass dieser aber die Spielregeln brechen und die letzte Phase des Palaverns einfach überspringen könnte, darauf war ich nicht vorbereitet gewesen.

Sein Aufstehen war natürlich immer noch nicht das Ende des Gesprächs, es folgten noch einige klärende Worte, Sinn, Zweck und potentielle Qualität der Welt und des Lebens in ihr betreffend (Sie lauteten in etwa: "Entschuldigen Sie, aber die Antwort lautet natürlich 'niemals', aber was für eine traurige Welt wäre das?" worauf er antwortete: "Aber ist die Welt nicht so?" "Die Welt ist traurig?!" "Genau." Er hielt das für eine Selbstverständlichkeit, deren Anzweifeln nur durch Dummheit oder mangelnde Reife zu erklären sei könne. "Ach so ist das also!?" (Ich frage mich das ja seit mehr als 10 Jahren!) "Ja." war die Antwort. "Auf Wiedersehen." "Goodbye.") und so verabschiedeten uns in dann in dann auch ausserordentlich ehrlichem Einvernehmen voneinander.

Aus dieser Episode lassen sich mehrere interessante Rückschlüsse ziehen.
  1. Zum einen ist es nicht von Vorteil, auf rhetorische Fragen zu antworten. Es ist vielleicht entweder dumm oder unverschämt. Wahrscheinlich aber beides.
  2. Zum anderen ist es nicht von Vorteil, rhetorische Fragen überhaupt zu stellen, denn es zeugt von mangelndem Respekt dem Gesprächspartner gegenüber. (zumindest, wenn sie nicht wenigstens grotesk-komisch sind)
  3. Und letztlich wurde mir eindrucksvoll bewiesen, dass ich mich, seit ich 19 bin, zum Nachteil meiner potentiellen Arbeitgeber nur unmaßgeblich kultivieren konnte und noch immer mit heißem Herzen Dinge erhoffe, deren Unmöglichkeit für andere Menschen der Inbegriff des Selbstverständlichen sind.
Und als ich dann nach Hause fuhr, fühlte ich mich sorglos genug, all dieses durchaus zu begrüßen.