Meta - Wuhan

Spotlights und/oder Laternen

Samstag, 31. Januar 2009

beginning of what's about to happen

Der Mann mit dem heissen Herzen
(Die Liebe und Ich)

Meine Welt ist eine Welt aus Feuer und Eis aus Stille und Sturm. Ich bin nie ausgeglichen. Entweder still oder in Aufregung. Entweder mit oder ohne Meinung.

In meiner Brust klopft ein furchtbar leidenschaftliches Herz. Ich mag dieses Herz. Aber dieses Herz ist wirklich schlecht darin, auf sich aufzupassen. Dieses Herz pumpt durchaus heisses Blut durch meinen Körper. Nur dieses Herz kann so etwas. Denn dieses Herz kennt keinerlei Angst. Hätte es Angst, so würde es stocken und sich fürchten vor dem Blut. Und so ist dieses Herz ohne jegliche Angst. Und so schlägt es und beschleunigt das kochende Blut.

Mein Verstand ist so eine Art Sicherheitsbeauftragter. Er kontrolliert die Leitungen, er kontrolliert die Herzfrequenz. Auf die Temperatur des Blutes hat er keinen Einfluss. Er kann da nicht hin. Das Blut würde ihn pulverisieren, diesen kleinen Mann im blauen Overall mit dem niedlichen Helm auf dem Kopf. Ich mag meinen Verstand. Er ist ein fleissiger Geselle. Und allzeit bereit Warnschilder aufzustellen: "Hier nicht zelten! Kochendes Blut!"

Mein Blut ist manchmal kühler, manchmal heisser. Und nun hat es sich extrem aufgeheizt. Das ist ein Zustand, den mein Herz sehr begrüßt. Je heisser mein Blut, desto begeisterter schlägt dieses Herz. Auch der kleine Mann im Overall schlägt – entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen: "Um Gottes Himmels willen! Die kleinste Verletzung! Das gibt eine Katastrophe!" Er rennt zum Herzen und redet mit ihm: "Herz, schlag in Gottes Namen langsamer! Verstehst du? L a n g s a m e r ! Das Blut ist heiss, verdammt heiss, treib es nicht noch mehr an!" Aber das Herz lacht ihn aus und sagt: "Pah! Was kümmert mich der Rest der Welt? Ich will schlagen! Schlagen! Schlagen!"

Der kleine Sicherheitsbeauftragte seufzt. Noch nie hat dieses störrische Herz auf ihn gehört! Und so stellt er also überall Schilder auf: "V O R S I C H T ! Hier auf keinen Fall zelten! Wirklich extrem heisses kochendes Blut!" "Und in hohen Geschwindigkeiten!" schreibt er von Hand darunter. Denn er ist wirklich sehr besorgt.

Eine Frau kommt vorbei. Sie sieht mich. Sie sieht, was mit mir los ist. Sie sieht, dass ich nicht mehr bei Verstand bin. Dass ich taumele. Berauscht bin von der Hitze in meinem Körper. Sie möchte sich an meinem Blut wärmen. Und ich lasse das zu. Ganz natürlich. Gebe Hitze ab. Mein Blut kühlt sich. Und sie erwärmt sich für mich. Und als es ihr schön warm ist, steht sie auf und geht.

Ich laue eine Zeitlang vor mich hin. Der Sicherheitsmann macht endlich mal seine Inventur.

Dann kommt eine andere Frau vorbei. Sie sieht mich. Ich sehe sie. Mein Verstand sieht sie auch und gibt sofort Alarm. Mein Herz klopft. Mein Blut schwingt. Es ahnt ihre Nähe. Mein Blut schwingt und schwingt-schwingt mit ihrem. Gerät in Bewegung. Erwärmt sich. Mein Herz schlägt-schlägt schneller. Ich heize mich auf. Mein Verstand sieht die Anzeichen und schellt den Alarm. Die Glocke erklingt, sie hört den Alarm. Sie lächelt.

Sie kennt diese Glocke. Sie hört diese Glocke. Von mir und von ihr. Zwei Töne. Ein Ton. Derselbe, dieselbe
Lautstärke. Dieselbe Frequenz. Und um eine halbe Periode versetzt.

Dann wird es still.
Ein Wunder.

----- ----- -----

Blut ist Blut weiß mein Herz.
Blut ist Blut weiß ihr Herz.
Blut ist Blut weiß das Blut.

Die beiden Sicherheitsbeauftragten telefonieren miteinander. Sie vereinbaren ein Treffen. Sie schütteln sich die Hand und palavern, so wie Sicherheitsbeamte das nunmal tun. Sie faseln von Eindämmung, von Intervention, von Risikominimierung und Sicherheitsmaximierung. Sie reden von furchtbaren Katastrophen der Vergangenheit, von den verschiedenen Katastrophenwahrscheinlichkeiten und der Möglich- und Unmöglichkeit verschiedener Rettungs- und Notfallsmaßnahmen und dann schweigen sie einen kurzen Moment und sehen sich in die Augen. Dann schütteln sich die beiden. Pflichtbewusst und ängstlich rücken sie sich den verschwitzten Overall zurecht, sodass sie wieder aussehen als hätten sie alles unter Kontrolle, nicken sich voller Grimm gegenseitig zu und montieren gemeinsam vor unserem Haus ein plakatwandgroßes Schild:


! ! !
DOPPELKERN
R I S I K O Z O N E!
Bitte nicht zelten!
Unkontrollierbar-heiss
kochendes Blut
! ! !

Donnerstag, 15. Januar 2009

Jenseits der Geier – Gedanken an Freiheit

Jenseits der Geier / Gedanken an Freiheit

I.

Die Geier sie kreisen am Himmel um Aas
im Gras liegend kreisen Gedanken um was?
kann man kreisen? Die Geier krepieren

von stürmischen Winden zerwühlt ihre Schwingen
so wiegt sich der Wind in Ja oder Nein
und biegt mir das Gras meines Sommers hinab

Es kitzelt mein Kinn, ich erwache und beisse
ein Stück aus dem Blauen des Himmels heraus
und trinke mein Wasser aus fliessenden Strömen

Statt brackige Brunnen zu graben


II.

Mein Wandern erfüllt weder Zweck noch ein Ziel
und das, was sich Reife nennt, gilt mir als Fäulnis
der Samen er-kennt ja im Fliegen kein Ziel
bald hierher bald dorthin getrieben.

Was wird das wird geworden sein
Was ist ist am verwesen
Wer sucht der wird verloren sein
Der Unkenruf des Lebens eben:


III. (Refr.)

Unken rufen: Fluch des Lebens –
Doch mein Leben flucht sie auch
trunken schreit mein Herz...
auf...

Auf die Pferde! Auf die Dächer!
Auf die Kirchturm-
Kirchturm-Spitzen!

Auf die Weiber! Auf die Liebe!
Auf die Gräber!
Drauf geschissen!

Auf den Rausch! Auf Himmelblau!
Mit den letzten Magazinen!
Nochmal in die Luft gespuckt!

Alles das, was bleibt, bleibt liegen?
Alles was ein Herz ist, zuckt ...
zuckt – zuckt – zuckt – zuckt.

Geier kreisen über Zielen
totem Fleisch und Aasgeruch

Hier im Gras mit dir zu liegen
tröstet mich gar sehr

IV.

Es fächern die Geier mit riesigen Schwüngen
den Sturm der Zeit durch unser Land
der Mensch ein Heuhund, wortverbrannt
und in der Asche schlägt ein Herz
||: schlägt :||

Donnerstag, 8. Januar 2009

über die kunst

Ich spare mir die Referenzen auf die Werke der Altvorderen, Gelehrten. Ich habe sie nie gelesen, bin mir aber sicher, dass sie ganz bestimmt völlig Recht haben.

Die Kunst
ist ein Fallschirm und ein Rettungsboot. Ja, so ähnlich wie Alkohol ist die Kunst. Ach was! -- In Zeiten des Wahnsinns, in Zeiten der Leidenschaft, in Zeiten der furchtbaren Klarheit und Ruhe, da flüchte ich mich -- wohin? In die Kunst! Denn sie spendet mir Trost, aus der Erinnerung an eine menschenbeherrschbare Welt. Im Kunstwerk bin ich Schöpfer, gar Gott. Ein Kunstwerk hat Gesetze. Es sind dies keine Naturgesetze und keine religiösen Gesetze, es sind dies rein menschengemachte Gesetze. Und in Zeiten der Selbstentäußerung, der Auflösung meines Ichs in der vollständigen Konzentration (auf was eigentlich?!), da ergreife ich mit dem letzten Rest menschlicher Eitelkeit diese letzten Reste der Menschenherrschaft wie ein Ertrinkender den rettenden -- Strick.

Das Menschenleben
bleibt nicht ohne Nebenwirkung. Was bin ich schon in Relation zu mir selbst und der Welt? Ein Tröpfchen Mensch im Ozean Welt. Ich, dieser Topfen, hat Teil am Meer, er mit-bildet das Meer, umschliesst in seiner großen das Grundsätzliche betreffenden, integralen Verwandtschaft das Meer dieser Welt als Teil eines Ganzen, die Natur des Wassers, das Tropfen, jedoch zerreißt ihn, den Menschen als integralen Bestandteil des Ganzen. Es reisst ihn in Stücke, bzw. ein Stück, landläufig bezeichnet mit: "das Ich"
Sowohl in Zersplitterung (- Bessenheit/Wahnsinn -) als auch im friedlichen Mit-Sein (Was/Wer/Wo/Ich?) verliert sich dieses Ich und es sehnt sich nach Halt, nach Selbstvergewisserung und wo? -- in der Kunst, dem tradierten, nicht-endenden Erbe und Zeugnis der Rebellion gegen den Verlust der eigenen, eitlen Souveränität, dem Reservat der Allmachtsträume des Menschen, der Zuflucht des sagbaren Wissens und der letzten Bastion der Möglichkeit einer individuellen Sicht auf die Welt als Objekt.

So in etwa denke ich
an die Kunst denkend jetzt aber was hält mich in der Kunst, wo ich sie doch, oben Geschriebenes betrachtend, verteufle? Die Vereinzelung schafft die Bedingung für Verschmelzung. Nur Gefrorenes kann dahinschmelzen. Und nur ein Tropfen kann das Meer bilden. Nur das Meer kann Tropfen bilden und nur das Geschmolzene kann frieren und die Verschmelzung schafft die etc. etc. ja-ja, ja-ja...

So ist die Kunst für mich ein Weg, zu begreifen, in welcher Art mein Mensch-Sein unbegreiflich ist. Haha. So soll denn ein neuer Absatz beginnen schon nach diesem Satz.

Exkurs: Rekursionen
Ein Anblick: Erstaunen -> schnell in die Kunst!
Eine Idee: Erstaunen -> schnell in die Kunst!
Erstaunen als Objekt der Betrachtung: Erstaunlich! -> schnell in die Kunst!
Erstaunen als Objekt der Kontemplation: erstaunlich erstaunlich ist dieses Erstaunen! -> schnell in die Kunst!
Ich denke es wird klar, warum die Flucht zum Scheitern verurteilt ist. Der Künstler wird konfrontiert mit etwas, das ihn zu überwältigen droht und versucht, es sich anzueignen, in dem er es künstlerisch in Besitz nimmt. Wenn er scheitert, dann ist es wertlos. Wenn es gelingt, muss es Anlass zu neuer Flucht sein. Ich denke es wird außerdem klar, warum nur ein Exkurs diesen Aufsatz beenden kann.

Ach! Der Genuss!
DAS wäre doch einmal einen Absatz wert! Doch unglücklicherweise hat Genuß recht wenig mit Kunst zu tun. Denn:

Der Genießer
genießt. --
Und er schweigt.

墨(莫)