Meta - Wuhan

Spotlights und/oder Laternen

Donnerstag, 8. Januar 2009

über die kunst

Ich spare mir die Referenzen auf die Werke der Altvorderen, Gelehrten. Ich habe sie nie gelesen, bin mir aber sicher, dass sie ganz bestimmt völlig Recht haben.

Die Kunst
ist ein Fallschirm und ein Rettungsboot. Ja, so ähnlich wie Alkohol ist die Kunst. Ach was! -- In Zeiten des Wahnsinns, in Zeiten der Leidenschaft, in Zeiten der furchtbaren Klarheit und Ruhe, da flüchte ich mich -- wohin? In die Kunst! Denn sie spendet mir Trost, aus der Erinnerung an eine menschenbeherrschbare Welt. Im Kunstwerk bin ich Schöpfer, gar Gott. Ein Kunstwerk hat Gesetze. Es sind dies keine Naturgesetze und keine religiösen Gesetze, es sind dies rein menschengemachte Gesetze. Und in Zeiten der Selbstentäußerung, der Auflösung meines Ichs in der vollständigen Konzentration (auf was eigentlich?!), da ergreife ich mit dem letzten Rest menschlicher Eitelkeit diese letzten Reste der Menschenherrschaft wie ein Ertrinkender den rettenden -- Strick.

Das Menschenleben
bleibt nicht ohne Nebenwirkung. Was bin ich schon in Relation zu mir selbst und der Welt? Ein Tröpfchen Mensch im Ozean Welt. Ich, dieser Topfen, hat Teil am Meer, er mit-bildet das Meer, umschliesst in seiner großen das Grundsätzliche betreffenden, integralen Verwandtschaft das Meer dieser Welt als Teil eines Ganzen, die Natur des Wassers, das Tropfen, jedoch zerreißt ihn, den Menschen als integralen Bestandteil des Ganzen. Es reisst ihn in Stücke, bzw. ein Stück, landläufig bezeichnet mit: "das Ich"
Sowohl in Zersplitterung (- Bessenheit/Wahnsinn -) als auch im friedlichen Mit-Sein (Was/Wer/Wo/Ich?) verliert sich dieses Ich und es sehnt sich nach Halt, nach Selbstvergewisserung und wo? -- in der Kunst, dem tradierten, nicht-endenden Erbe und Zeugnis der Rebellion gegen den Verlust der eigenen, eitlen Souveränität, dem Reservat der Allmachtsträume des Menschen, der Zuflucht des sagbaren Wissens und der letzten Bastion der Möglichkeit einer individuellen Sicht auf die Welt als Objekt.

So in etwa denke ich
an die Kunst denkend jetzt aber was hält mich in der Kunst, wo ich sie doch, oben Geschriebenes betrachtend, verteufle? Die Vereinzelung schafft die Bedingung für Verschmelzung. Nur Gefrorenes kann dahinschmelzen. Und nur ein Tropfen kann das Meer bilden. Nur das Meer kann Tropfen bilden und nur das Geschmolzene kann frieren und die Verschmelzung schafft die etc. etc. ja-ja, ja-ja...

So ist die Kunst für mich ein Weg, zu begreifen, in welcher Art mein Mensch-Sein unbegreiflich ist. Haha. So soll denn ein neuer Absatz beginnen schon nach diesem Satz.

Exkurs: Rekursionen
Ein Anblick: Erstaunen -> schnell in die Kunst!
Eine Idee: Erstaunen -> schnell in die Kunst!
Erstaunen als Objekt der Betrachtung: Erstaunlich! -> schnell in die Kunst!
Erstaunen als Objekt der Kontemplation: erstaunlich erstaunlich ist dieses Erstaunen! -> schnell in die Kunst!
Ich denke es wird klar, warum die Flucht zum Scheitern verurteilt ist. Der Künstler wird konfrontiert mit etwas, das ihn zu überwältigen droht und versucht, es sich anzueignen, in dem er es künstlerisch in Besitz nimmt. Wenn er scheitert, dann ist es wertlos. Wenn es gelingt, muss es Anlass zu neuer Flucht sein. Ich denke es wird außerdem klar, warum nur ein Exkurs diesen Aufsatz beenden kann.

Ach! Der Genuss!
DAS wäre doch einmal einen Absatz wert! Doch unglücklicherweise hat Genuß recht wenig mit Kunst zu tun. Denn:

Der Genießer
genießt. --
Und er schweigt.

墨(莫)