Meta - Wuhan

Spotlights und/oder Laternen

Donnerstag, 18. Juni 2009

pamphlet für dr. faust

Ich habe lange kein besseres Beispiel für etwas, das ich "beredte Dummheit" nenne, gefunden, als das, was Volker Faust, Prof. Dr. der Medizin sich aus Enzyklopädien zusammenschreibt, um es dann mit eigenen Worten von einer Meinung zu einem – Tatsache! – Krankheitsbild umzuverformulieren(1).

Das wird am Beispiel der "Blasiertheit" deutlich, einem Begriff, der mich persönlich natürlich ebenso angeht, wie das, was Herr Faust über "Wahn" und "Wahnvorstellungen" zu sagen weiß – beides Sachverhalte, in denen ich mich, manchmal scheint mir sogar viel zu gut, auskenne.

Dem lieben Professor scheint es bisher nicht klargeworden zu sein, dass jemand, der von "bedenklichen Charakterzügen" und "Opfern der Blasiertheit" spricht, sich dem Verdacht aussetzt, Menschen nicht mehr wissenschaftlich erforschen zu wollen, sondern bereits standardisiert zu haben. Überhaupt muss das ganze Vorhaben alleine schon deswegen scheitern, weil in keiner Sprache Begriffe zur Verfügung stehen können, die eine Eigenschaft objektiv (im Sinne von wertneutral) beschreiben. "Blasiert" ist nicht, wie es Herr Prof. Faust durchgängig behauptet, eine Eigenschaft, die die Menschen zu allen Zeiten hatten, auch wenn der Brockhaus es als Eigenschaft zu definieren versucht. Auch der Brockhaus hatte einen Autor und auch dieser Autor kann den Begriff der "Blasiertheit" ohne den leibhaftigen Präzedenzfall ("Kennen Sie Herrn X?" "Ach, dieser blasierte Affe.") nicht adäquat beschreiben. "Blasiert" ist und bleibt ein Werturteil über eine ganz bestimmte Person und dass Herr Faust das nicht bemerket und munter von menschlichen "Eigenschaften" spricht, die sich, ganz im Unterschied zu den Begriffen, mit denen man diese Eigenschaften benennt, in allen Zeiten grundsätzlich nicht ändern, darin liegt diese schlichtweg verblüffende Unvernunft, die mich dazu aufforderte, dieses Pamphlet zu verschreiben (2).

Der, so Faust, "berühmte" Professor Dr. Ph. Lersch formuliert:
"Blasiert ist derjenige, der durch sein Verhalten zu verstehen gibt, niemand sei wert, seine Aufmerksamkeit zu erregen, nichts gebe es, was er nicht bereits erlebt und ausgekostet habe."
"Ein solches Verhalten", so Faust,
"beruhe entweder auf eigener Erlebnisunfähigkeit und innerer Leere oder stelle eine Technik der Herabsetzung des anderen dar, durch die eine demonstrative Kundgabe von Gleichgültigkeit und Uninteressiertheit erzeugt werden soll."
Es versteht sich von selbst, dass es sich hierbei ganz klar um eine Krankheit handeln muss, unter der der blasierte Mensch – notfalls "unbewusst" – mit Sicherheit ganz enorm leidet.


Da es sich um eine Krankheit handelt, gibt es für sie eine Ursache (Wunsch nach "Überhöhung" der eigenen Person), sowie verschiedene kennzeichnende Symptome: halbseitige Muskelakrobatik, "strategischen" "Missbrauch" der Lachmuskulator, Stirnkräuseln, leises Sprechen, uvm.

Fleißig listet Herr Faust alle Merkmale auf, die darauf schließen lassen, dass es sich bei fraglichem Unsympathen, im – wenig wissenschaftlichen, dafür aber um so subjektiveren – Volksmund schlicht "Arsch" genannt, um einen armen Teufel handelt, der an "Geltungssucht" leidet und diese, O-Ton Faust, "instinktsicher" kaschiert, bzw. auslebt. Im Zusammenhang von abnormalem Verhalten von "instinktsicher" zu sprechen, hat seine ganz eigene Komik, auf die ich aber nicht näher eingehen möchte.

Würde man alle das Gemüt und den Charakter beschreibenden Adjektive zusammennehmen, die Herr Faust in seinem Artikel verwendet, man könnte mühelos ein Theaterstück mit den interessantesten Personen daraus konzipieren. Psychopathen, Blender, Snobs und Dandies, Exaltierte und Antriebsgeminderte kommen eben so vor wie Pubertierende, Gelangweilte oder verzogen vom Luxus "Verwöhnte". All diesen gemeinsam ist ihre Ähnlichkeit zum Menschen mit der pathologischen Eigenschaft der Blasiertheit, die unter anderem auch dazu führt, dass in egozentrischer Manier bestehende Regeln und Konventionen beiseite geschoben werden. – Was dann der eigentliche Skandal beim Blasierten zu sein scheint.

Doch warum diese Regeln, wie es wenigstens der Blasierte selber glaubt, beiseite geschoben werden müssen, oder warum dieses Schieben von denen, die den Regeln folgen möchten, als übersteigerte "Geltungssucht" bezeichnet wird, darauf bleibt Herr Faust eine Antwort schuldig. Offenbar gibt es in seiner Welt die Norm und das moralisch absolut Gültige noch. Die Wahrheit, die Norm, die wie Faust einräumt, wenigstens als die "Norm einer Zeit" in den "das Wissen abbildenden" Enzyklopädien vorliegt, kennt aber der Blasierte gar nicht, denn dieser ergeht sich, statt in trivialer Erfüllung der gesellschaftlichen Erwartungen, in "verunsichernden" Anspielungen oder (was genauso verunsichernd ist) in einer zur Schau getragenen Unwissenheit der enzyklopädisierten Wahrheit, deren ethisch verbindliche Wahrheit er nicht wahr haben will oder schlimmer noch kann, weil er ja viel zu blasiert dazu ist!

Ich bin mir sicher, Herr Faust kennt die entsprechenden Substanzen, mit denen dieser arme Außenseiter wieder ein lebenswertes Leben bekommen kann, und könnte sie ohne größere Mühe aus einer seiner Enzyklopädien heraussuchen. Und wenn die Therapie erfolgreich ist, dann wäre ihm der kurierte Blasierte mit Sicherheit auch anschließend sehr dankbar. Man könnte im Rahmen einer fachärztlichen Therapie seine Psyche in bezug auf die Beachtung der richtigen moralischen Grundsätze Punkt für Punkt richtig einstellen und evtl. könnte er dann auch verstehen, was Wissen bedeutet und echtes Zusammenleben ohne egozentrische Konflikte. Und damit wäre doch jedem gedient, oder nicht?

Lieber Herr Faust, ich muss Ihnen eine betrübliche Mitteilung machen. Nach gründlicher Anamnese und reiflicher Konsultation mit meinen Kollegen in Großhirn und Kleinhirn, muss ich leider bei Ihnen einen zwanghaften Drang zur Orientierung an Menschen diagnostizieren, denen Sie aufgrund ihrer Position eine zu hohe Relevanz einräumen. Eventuell sind Sie außerdem zu leichtgläubig und zu leicht zu verunsichern. In Ihrem derzeitigen Zustand sind Sie jedenfalls bedauerlicherweise zur Blasiertheit vollkommen unfähig! Es tut mir leid. Ihre Lebensqualität ist durch die Anbindung an Menschen, die Sie nur aus Büchern kennen, eingeschränkt und ich empfehle Ihnen deswegen eine Gesprächstherapie mit Menschen, die Sie lieben und noch mehr mit Menschen, die Sie hassen und verachten. Begleitend dazu außerdem die Einnahme einer ordentlichen Portion Koks über einen Zeitraum von wenigstens 6 Monaten, um Ihre Drang zur Fremdorientierung und Ängstlichkeit einzudämmen. Ich bin optimistisch, dass es Ihnen anschliessend leichter fällt, auch Ihr eigenes Leben und Ihre eigene Dummheit in die Seelenruhe der Blasiertheit zu retten.Auf gutes Gelingen!

Ihr


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(1) Ich habe seit längerem den Eindruck, dass das Sprechen die Realität derart schlecht abbildet, dass von "formulieren" gar keine Rede mehr sein kann. Ich plädiere deswegen dafür, nur noch von "verformulieren" zu sprechen, um klarzumachen, dass man sich darüber bewusst ist, möglicherweise eine Sache lediglich "zu vermeinen".
(2) s.o.

Freitag, 12. Juni 2009

texter

Volker Morbach lebt in Wuhan, Hubei, China. Von Haus aus ist er Weintrinker. Von Herzen ist er Texter. Beruflich Sinologe, meistens Übersetzer. In seiner Freizeit ist er Texter, daneben Briefroman-Autor, Ideen-Generator, Universalwissenschaftler und Possendarsteller. In seiner Vergangenheit war Volker Texter, außerdem Sinologe, Wissenschaftler, Bühnenpoet, und Reporter.

Volker liest gerne Texte. Besonders gut geschriebene. Besonders ganz besonders gut geschriebene. In den Sprachen Deutsch, Englisch und Chinesisch. Wenn er Texte liest, schreibt er meistens kurz darauf einen eigenen Text, in dem er darstellt, was in seinem Kopf vorgeht. Viele dieser Texte landen in Schubladen. Manche in Briefen. Manche im Internet. Manche auf der Bühne. Manche in Büchern. Manche in den Köpfen eines Menschen, der so ist wie Volker. Der gerne gute Texte liest. Der besonders gerne ganz besonders gute Texte ganz besonders gerne liest. Dann freut sich Volker und er liest und schreibt noch mehr – Texte, denn Volker ist
Texter
sind seltsame Menschen.
Manche werden verrückt oder besessen von einem Thema und werden dann Schriftsteller. Manche werden arm und lethargisch und werden dann Koch und Kneipenphilosoph. Manche bekommen aber auch ein Buch über Psychologie und Marketing in die Hand und werden dann Bestseller-Autoren.

Normale Texter sind seltsame Menschen. Sie erinnern sich bei Liedern nicht an die Melodie, sondern an Textstellen, bei Bücher nicht an den Inhalt, sondern an Formulierungen, wenn sie schlafen, träumen sie Geschichten, wachen sie auf am Morgen, dann kommt es vor, dass sie recht wunderliche Formulierungen in Konzeptbücher kritzeln, die sie nie wieder lesen. Denn Texter haben kein Thema. Sie schreiben alles auf, was gut klingt, und lesen alles, was gut klingt. Und am allerliebsten sind ihnen Texte, die gut klingen und sich leicht lesen, weil sich in ihnen keine irritierenden logischen Fehler finden. Aus diesen Gründen sind Texter hervorragende, wenn auch langsame
Übersetzer,
arbeiten ständig an mehreren verschiedenen Versionen eines Textes,
haben eine natürliche Abneigung gegen mechanisches Vorgehen,
arbeiten langsam und wenn sie arbeiten, dann vergessen sie, dass sie
arbeiten und sind das, was sie sind,

Wort-, Logik- und Textfanatiker.

tbc

Montag, 25. Mai 2009

gamble

folgt...

Freitag, 8. Mai 2009

world of the ant-queen

Wow,

es war und ist durchaus bemerkenswert:
Ich saß heute im Büro eines Schuldirektors und wir warfen uns, so gut wir das vermochten, gegenseitig Zuckerstückchen zu.
"Ihre Schule ist großartig."
"Sie könnten eine wichtige Lehrperson für unsere Schule werden."
"Ich bedauere sehr, damals aus dem Lehrbetrieb ausgeschieden zu sein."
"Ich und die Schule haben vollstes Verständnis für diese Entscheidung aus der damaligen Situation heraus."

So ging das. In mehreren Etappen und wechselnden Themen. Für sich genommen wäre das aber nichts Besonderes. Natürlich ist man nett zueinander, wenn einer den anderen ficken will. Ein Unternehmen hat bestimmte Anforderungen an seine Mitarbeiter. Ein Mitarbeiter hat bestimmte Anforderungen an sein Unternehmen. Sind sie nett zueinander, dann erkennen sie vielleicht, wie vertrauenswürdig und möglicherweise gar vielversprechend der andere ist.
Konkret ging es um eine Festanstellung. Mit Visum und Wohnung für mich. Mit Arbeit von mir für die Firma in einer neuen Zweigstelle der Schule. In einem eher weniger entwickelten Stadtteil der Stadt. Ich fragte also vorsichtig nach dem zu erwartendem Gehalt und dem damit verbundenen Arbeits-, d.h. Zeitaufwand. Die Antwort machte mich nachdenklich und ich äußerte vorsichtige Bedenken. Mein Chef in spe wies mich dezent darauf hin, dass mein Weggang im vergangenen Jahr durchaus auch eine Enttäuschung für die Schule dargestellt hatte und dass es den IDEALEN Job nicht geben kann und ich hielt dieser Ansicht in eher verteidigender Absicht entgegen, es sei wohl schwerlich eine Sünde, nach dem Besten wenigstens zu suchen.
Und dann geschah das Interessante:

Mein Chef in spe stellte mir eine rhetorische Frage.
Wenn mir jemand eine rhetorische Frage stellt, dann lache ich normalerweise. In diesem Fall lachte ich nicht, denn die Frage lautete: "Wenn Sie erhoffen, dass Ihre Frau gleichzeitig schön, intelligent und reich ist, wie können Sie eine solche Frau für sich einnehmen." Die Frage war so gestellt, dass die Antwort nur ein "Gar nicht." lauten durfte. Oder ein Lachen. Als ich diese Frage hörte, antwortete ich nicht und ich lachte nicht, sondern schaute meinen Chef in spe zuerst einmal verwundert an. Das erschien mir die höflichste Reaktion zu sein. Wer mich kennt, der weiss, wie kurz ich davor war, ihm angesichts dieser impliziten Beleidigung nicht nur meiner Person, sondern auch der Person meiner Zukünftigen sein schönes Büro zu zerschlagen. Getreulich wiederholte er angesichts meines offenkundigen Unverständnisses seine unmögliche Frage und wartete erneut auf die vorgegebene Antwort. Nun konnte ich mich nicht mehr dumm stellen und musste etwas tun. Aus einer gewissen Verlegenheit heraus, denn der arme Mann wusste ja gar nicht, was er da gerade gesagt hatte, legte ich einen Finger an die Wange, schaute ihn an und dann grinste ich ihm durchaus unverschämt entgegen: "Vielleicht..." begann ich, und dieser Moment war der einzige des gesamten Gesprächs, den ich wirklich genoss, "...weil ich selbst so schön... und intelligent und..." hier brach ich ab, denn ich hatte nicht vor, seine Dummheiten vollständig zu wiederholen. Noch bevor ich abbrach, war das Gespräch für ihn beendet. Er stand auf und sagte: "Wenn Sie so denken, dann gibt es wahrscheinlich keinen Platz für Sie an unserer Schule und wir können erst dann weitersprechen, wenn sie ein wenig reifer geworden sind."


Das wiederum haute nun mich um. Mir war von Anfang an klar, dass ich es mit einem Profi zu tun hatte, dessen Zuckerstücke kein vor Hunger verreckendes Schwein anrühren würde. Dass dieser aber die Spielregeln brechen und die letzte Phase des Palaverns einfach überspringen könnte, darauf war ich nicht vorbereitet gewesen.

Sein Aufstehen war natürlich immer noch nicht das Ende des Gesprächs, es folgten noch einige klärende Worte, Sinn, Zweck und potentielle Qualität der Welt und des Lebens in ihr betreffend (Sie lauteten in etwa: "Entschuldigen Sie, aber die Antwort lautet natürlich 'niemals', aber was für eine traurige Welt wäre das?" worauf er antwortete: "Aber ist die Welt nicht so?" "Die Welt ist traurig?!" "Genau." Er hielt das für eine Selbstverständlichkeit, deren Anzweifeln nur durch Dummheit oder mangelnde Reife zu erklären sei könne. "Ach so ist das also!?" (Ich frage mich das ja seit mehr als 10 Jahren!) "Ja." war die Antwort. "Auf Wiedersehen." "Goodbye.") und so verabschiedeten uns in dann in dann auch ausserordentlich ehrlichem Einvernehmen voneinander.

Aus dieser Episode lassen sich mehrere interessante Rückschlüsse ziehen.
  1. Zum einen ist es nicht von Vorteil, auf rhetorische Fragen zu antworten. Es ist vielleicht entweder dumm oder unverschämt. Wahrscheinlich aber beides.
  2. Zum anderen ist es nicht von Vorteil, rhetorische Fragen überhaupt zu stellen, denn es zeugt von mangelndem Respekt dem Gesprächspartner gegenüber. (zumindest, wenn sie nicht wenigstens grotesk-komisch sind)
  3. Und letztlich wurde mir eindrucksvoll bewiesen, dass ich mich, seit ich 19 bin, zum Nachteil meiner potentiellen Arbeitgeber nur unmaßgeblich kultivieren konnte und noch immer mit heißem Herzen Dinge erhoffe, deren Unmöglichkeit für andere Menschen der Inbegriff des Selbstverständlichen sind.
Und als ich dann nach Hause fuhr, fühlte ich mich sorglos genug, all dieses durchaus zu begrüßen.




Donnerstag, 7. Mai 2009

bemerkungen zum begriff der (welt-)flucht

Einige Menschen behaupteten
ICH
sei auf der Flucht, verkennen dabei, dass Welt keinen Ausgang hat.
Wie können sie das?!
In einem fürchterlich materiellen Sinne mag der Tod einen Ausgang darstellen, dieser vielzitierte Kontrapunkt jener Selbstentäußerung, allgegenwärtig verehrt und angebetet als das sogenannte "Glück", das im üblichen Sinne der gesellschaftlich anerkannte Fluchtpunkt ist, für jenes "Flüchten", das in der Angst vor dem Tod einen seiner Ausgangspunkte hat.

Nun ist der Mensch aber, ebensowenig wie die ihn umgebend-durchdringende Welt, keine Keller-Maschine. Er definiert sich nicht und keinesfalls liegt er vor, in verschiedenen, klar abgrenzbaren Stadien und Zuständen, die einander abwechseln würden. In erschreckender Weise ist der Mensch sogar statisch. Entwicklungen und spirituelle Reisen sind ihm unmöglich, der scheinbare Unterschied, der zum Mißverständnis von Wissen und Zeit führt, ergibt sich aus der Suche nach Anhalts-, d.h. Haltepunkten, wo in Wirklichkeit ein allumfassendes Panorama immer schon vorhanden ist. Mensch und Welt sind und bleiben undefiniert, auch wenn ein Fokus sie treffen und ein Stück aus ihnen herausschneiden kann, und somit, in anderen Worten, einen kleinen Teil der Welt zum alleinig "Relevanten" erheben kann.

Dieser undefinierbare Nebel (das Universum) und der statische Charakter seiner Zeitlich- und Wandelbarkeit macht mir persönlich strategisches Vorgehen mein Leben betreffend unmöglich und so muss ich betrübt um eine Antwort verlegen bleiben, wenn man mir gutgemeint/vorwurfsvoll "anattestiert", ich sei auf der Flucht. – Denn deren "wohin" und "wovor" verstehe ich nicht.

.

der gigantische Felsblock (Traum)

Ich schaute mir in diesem Traum zusammen mit 3 Freunden und einer (unbekannten) Angebeteten einen Videofilm an. Einen deutschen Kinofilm von ca. 2006. Ich fand den Film richtig inspirierend/intelligent. Er handelte von einem Liebespaar, das immerzu Glück hat. Dieses Glück wird in dem Film in der Form erzählt, dass das Liebespaar eine Reise zusammen macht. Sie kaufen sich ein Auto und fahren einfach los. Ein Road-Movie also. Dass sie immerzu Glück haben liegt daran, dass sie einen GIGANTISCHEN Felsblock folgen, der vor ihnen wegrollt und alles wegwalzt und somit Platz macht für ihre Road-Movie-Idylle. Der Film ist richtig gut. Dieser Felsblock ist eine Annahme des Fahrers. Er sagt immerzu: "Mach dir keine Gedanken. Wir müssen einfach nur diesem GIGANTISCHEN Felsblock folgen" und alle fragen ihn immerzu "Aber wo ist der?!?" Der Fahrer sieht ihn, die anderen nicht. Das ist wirklich sehr amüsant. Und manchmal gibt es eine Kameraeinstellung in der der Zuschauer die "unsichtbare" Schneise sehen kann, die der rollende Stein geschaffen hat.
Irgendwann wird es dem Fahrer aber zu bunt und er biegt ab und ÜBERHOLT den gigantischen Felsblock auf einer Seitenstrasse. Er verflucht diesen verdammten Stein und überholt ihn und wendet und hält geradewegs auf ihn zu und – der Stein weicht aus! Der Fahrer ist sehr verwundert und er fragt sich, wer hier eigentlich wem folgt. Folgt er dem Stein oder folgt der Stein ihm?
An dieser Stelle wird der Film von meiner Angebeteten angehalten und sie geht mit ihrem Freund/Bekannten (das war unklar, wie die beiden genau zueinander stehen) nach draußen und kommt eine Ewigkeit nicht wieder. Ich warte zusammen mit der verbliebenen Person in dem Zimmer (in China) und warte darauf, dass es weitergeht. Irgendwann frage ich, was denn nun mit den beiden ist. Es stellt sich heraus, dass sie ihren Bekannten nach Hause fährt, das ist in Deutschland. Und die beiden sind losgefahren, ohne mir ein Wort davon zu sagen. Alleine kann ich den Film nicht weiterschauen und ich bin sehr enttäuscht und unterhalte mich dann mit den beiden verbliebenen Freunden über andere Dinge.

Sonntag, 1. Februar 2009

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Samstag, 31. Januar 2009

beginning of what's about to happen

Der Mann mit dem heissen Herzen
(Die Liebe und Ich)

Meine Welt ist eine Welt aus Feuer und Eis aus Stille und Sturm. Ich bin nie ausgeglichen. Entweder still oder in Aufregung. Entweder mit oder ohne Meinung.

In meiner Brust klopft ein furchtbar leidenschaftliches Herz. Ich mag dieses Herz. Aber dieses Herz ist wirklich schlecht darin, auf sich aufzupassen. Dieses Herz pumpt durchaus heisses Blut durch meinen Körper. Nur dieses Herz kann so etwas. Denn dieses Herz kennt keinerlei Angst. Hätte es Angst, so würde es stocken und sich fürchten vor dem Blut. Und so ist dieses Herz ohne jegliche Angst. Und so schlägt es und beschleunigt das kochende Blut.

Mein Verstand ist so eine Art Sicherheitsbeauftragter. Er kontrolliert die Leitungen, er kontrolliert die Herzfrequenz. Auf die Temperatur des Blutes hat er keinen Einfluss. Er kann da nicht hin. Das Blut würde ihn pulverisieren, diesen kleinen Mann im blauen Overall mit dem niedlichen Helm auf dem Kopf. Ich mag meinen Verstand. Er ist ein fleissiger Geselle. Und allzeit bereit Warnschilder aufzustellen: "Hier nicht zelten! Kochendes Blut!"

Mein Blut ist manchmal kühler, manchmal heisser. Und nun hat es sich extrem aufgeheizt. Das ist ein Zustand, den mein Herz sehr begrüßt. Je heisser mein Blut, desto begeisterter schlägt dieses Herz. Auch der kleine Mann im Overall schlägt – entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen: "Um Gottes Himmels willen! Die kleinste Verletzung! Das gibt eine Katastrophe!" Er rennt zum Herzen und redet mit ihm: "Herz, schlag in Gottes Namen langsamer! Verstehst du? L a n g s a m e r ! Das Blut ist heiss, verdammt heiss, treib es nicht noch mehr an!" Aber das Herz lacht ihn aus und sagt: "Pah! Was kümmert mich der Rest der Welt? Ich will schlagen! Schlagen! Schlagen!"

Der kleine Sicherheitsbeauftragte seufzt. Noch nie hat dieses störrische Herz auf ihn gehört! Und so stellt er also überall Schilder auf: "V O R S I C H T ! Hier auf keinen Fall zelten! Wirklich extrem heisses kochendes Blut!" "Und in hohen Geschwindigkeiten!" schreibt er von Hand darunter. Denn er ist wirklich sehr besorgt.

Eine Frau kommt vorbei. Sie sieht mich. Sie sieht, was mit mir los ist. Sie sieht, dass ich nicht mehr bei Verstand bin. Dass ich taumele. Berauscht bin von der Hitze in meinem Körper. Sie möchte sich an meinem Blut wärmen. Und ich lasse das zu. Ganz natürlich. Gebe Hitze ab. Mein Blut kühlt sich. Und sie erwärmt sich für mich. Und als es ihr schön warm ist, steht sie auf und geht.

Ich laue eine Zeitlang vor mich hin. Der Sicherheitsmann macht endlich mal seine Inventur.

Dann kommt eine andere Frau vorbei. Sie sieht mich. Ich sehe sie. Mein Verstand sieht sie auch und gibt sofort Alarm. Mein Herz klopft. Mein Blut schwingt. Es ahnt ihre Nähe. Mein Blut schwingt und schwingt-schwingt mit ihrem. Gerät in Bewegung. Erwärmt sich. Mein Herz schlägt-schlägt schneller. Ich heize mich auf. Mein Verstand sieht die Anzeichen und schellt den Alarm. Die Glocke erklingt, sie hört den Alarm. Sie lächelt.

Sie kennt diese Glocke. Sie hört diese Glocke. Von mir und von ihr. Zwei Töne. Ein Ton. Derselbe, dieselbe
Lautstärke. Dieselbe Frequenz. Und um eine halbe Periode versetzt.

Dann wird es still.
Ein Wunder.

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Blut ist Blut weiß mein Herz.
Blut ist Blut weiß ihr Herz.
Blut ist Blut weiß das Blut.

Die beiden Sicherheitsbeauftragten telefonieren miteinander. Sie vereinbaren ein Treffen. Sie schütteln sich die Hand und palavern, so wie Sicherheitsbeamte das nunmal tun. Sie faseln von Eindämmung, von Intervention, von Risikominimierung und Sicherheitsmaximierung. Sie reden von furchtbaren Katastrophen der Vergangenheit, von den verschiedenen Katastrophenwahrscheinlichkeiten und der Möglich- und Unmöglichkeit verschiedener Rettungs- und Notfallsmaßnahmen und dann schweigen sie einen kurzen Moment und sehen sich in die Augen. Dann schütteln sich die beiden. Pflichtbewusst und ängstlich rücken sie sich den verschwitzten Overall zurecht, sodass sie wieder aussehen als hätten sie alles unter Kontrolle, nicken sich voller Grimm gegenseitig zu und montieren gemeinsam vor unserem Haus ein plakatwandgroßes Schild:


! ! !
DOPPELKERN
R I S I K O Z O N E!
Bitte nicht zelten!
Unkontrollierbar-heiss
kochendes Blut
! ! !

Donnerstag, 15. Januar 2009

Jenseits der Geier – Gedanken an Freiheit

Jenseits der Geier / Gedanken an Freiheit

I.

Die Geier sie kreisen am Himmel um Aas
im Gras liegend kreisen Gedanken um was?
kann man kreisen? Die Geier krepieren

von stürmischen Winden zerwühlt ihre Schwingen
so wiegt sich der Wind in Ja oder Nein
und biegt mir das Gras meines Sommers hinab

Es kitzelt mein Kinn, ich erwache und beisse
ein Stück aus dem Blauen des Himmels heraus
und trinke mein Wasser aus fliessenden Strömen

Statt brackige Brunnen zu graben


II.

Mein Wandern erfüllt weder Zweck noch ein Ziel
und das, was sich Reife nennt, gilt mir als Fäulnis
der Samen er-kennt ja im Fliegen kein Ziel
bald hierher bald dorthin getrieben.

Was wird das wird geworden sein
Was ist ist am verwesen
Wer sucht der wird verloren sein
Der Unkenruf des Lebens eben:


III. (Refr.)

Unken rufen: Fluch des Lebens –
Doch mein Leben flucht sie auch
trunken schreit mein Herz...
auf...

Auf die Pferde! Auf die Dächer!
Auf die Kirchturm-
Kirchturm-Spitzen!

Auf die Weiber! Auf die Liebe!
Auf die Gräber!
Drauf geschissen!

Auf den Rausch! Auf Himmelblau!
Mit den letzten Magazinen!
Nochmal in die Luft gespuckt!

Alles das, was bleibt, bleibt liegen?
Alles was ein Herz ist, zuckt ...
zuckt – zuckt – zuckt – zuckt.

Geier kreisen über Zielen
totem Fleisch und Aasgeruch

Hier im Gras mit dir zu liegen
tröstet mich gar sehr

IV.

Es fächern die Geier mit riesigen Schwüngen
den Sturm der Zeit durch unser Land
der Mensch ein Heuhund, wortverbrannt
und in der Asche schlägt ein Herz
||: schlägt :||

Donnerstag, 8. Januar 2009

über die kunst

Ich spare mir die Referenzen auf die Werke der Altvorderen, Gelehrten. Ich habe sie nie gelesen, bin mir aber sicher, dass sie ganz bestimmt völlig Recht haben.

Die Kunst
ist ein Fallschirm und ein Rettungsboot. Ja, so ähnlich wie Alkohol ist die Kunst. Ach was! -- In Zeiten des Wahnsinns, in Zeiten der Leidenschaft, in Zeiten der furchtbaren Klarheit und Ruhe, da flüchte ich mich -- wohin? In die Kunst! Denn sie spendet mir Trost, aus der Erinnerung an eine menschenbeherrschbare Welt. Im Kunstwerk bin ich Schöpfer, gar Gott. Ein Kunstwerk hat Gesetze. Es sind dies keine Naturgesetze und keine religiösen Gesetze, es sind dies rein menschengemachte Gesetze. Und in Zeiten der Selbstentäußerung, der Auflösung meines Ichs in der vollständigen Konzentration (auf was eigentlich?!), da ergreife ich mit dem letzten Rest menschlicher Eitelkeit diese letzten Reste der Menschenherrschaft wie ein Ertrinkender den rettenden -- Strick.

Das Menschenleben
bleibt nicht ohne Nebenwirkung. Was bin ich schon in Relation zu mir selbst und der Welt? Ein Tröpfchen Mensch im Ozean Welt. Ich, dieser Topfen, hat Teil am Meer, er mit-bildet das Meer, umschliesst in seiner großen das Grundsätzliche betreffenden, integralen Verwandtschaft das Meer dieser Welt als Teil eines Ganzen, die Natur des Wassers, das Tropfen, jedoch zerreißt ihn, den Menschen als integralen Bestandteil des Ganzen. Es reisst ihn in Stücke, bzw. ein Stück, landläufig bezeichnet mit: "das Ich"
Sowohl in Zersplitterung (- Bessenheit/Wahnsinn -) als auch im friedlichen Mit-Sein (Was/Wer/Wo/Ich?) verliert sich dieses Ich und es sehnt sich nach Halt, nach Selbstvergewisserung und wo? -- in der Kunst, dem tradierten, nicht-endenden Erbe und Zeugnis der Rebellion gegen den Verlust der eigenen, eitlen Souveränität, dem Reservat der Allmachtsträume des Menschen, der Zuflucht des sagbaren Wissens und der letzten Bastion der Möglichkeit einer individuellen Sicht auf die Welt als Objekt.

So in etwa denke ich
an die Kunst denkend jetzt aber was hält mich in der Kunst, wo ich sie doch, oben Geschriebenes betrachtend, verteufle? Die Vereinzelung schafft die Bedingung für Verschmelzung. Nur Gefrorenes kann dahinschmelzen. Und nur ein Tropfen kann das Meer bilden. Nur das Meer kann Tropfen bilden und nur das Geschmolzene kann frieren und die Verschmelzung schafft die etc. etc. ja-ja, ja-ja...

So ist die Kunst für mich ein Weg, zu begreifen, in welcher Art mein Mensch-Sein unbegreiflich ist. Haha. So soll denn ein neuer Absatz beginnen schon nach diesem Satz.

Exkurs: Rekursionen
Ein Anblick: Erstaunen -> schnell in die Kunst!
Eine Idee: Erstaunen -> schnell in die Kunst!
Erstaunen als Objekt der Betrachtung: Erstaunlich! -> schnell in die Kunst!
Erstaunen als Objekt der Kontemplation: erstaunlich erstaunlich ist dieses Erstaunen! -> schnell in die Kunst!
Ich denke es wird klar, warum die Flucht zum Scheitern verurteilt ist. Der Künstler wird konfrontiert mit etwas, das ihn zu überwältigen droht und versucht, es sich anzueignen, in dem er es künstlerisch in Besitz nimmt. Wenn er scheitert, dann ist es wertlos. Wenn es gelingt, muss es Anlass zu neuer Flucht sein. Ich denke es wird außerdem klar, warum nur ein Exkurs diesen Aufsatz beenden kann.

Ach! Der Genuss!
DAS wäre doch einmal einen Absatz wert! Doch unglücklicherweise hat Genuß recht wenig mit Kunst zu tun. Denn:

Der Genießer
genießt. --
Und er schweigt.

墨(莫)